Die Solitude- Ära
Alle Informationen rund um die Solitude- Rennstrecke, deren berüchtigte Doppel- S- Kurve vor dem relexa Waldhotel Schatten entlangführt
Wie es anfing
Schon 1903- 1906 gab es erste kleinere Bergrennen in der Region. Doch erst 1923 fanden die ersten Rennen für Motorräder und Autos statt. Jetzt wurde es richtig spannend für alle Freunde des Rennsports: Max Ell, damals Präsident des Motorsportclubs Stuttgart, überzeugte den Sportpräsidenten des ADAC, Ludwig Bruckmeyer, von den Vorzügen der Strecke.
Und dann ging es los: Im Oktober 1924 wurde die "Solitude- Rennen GmbH" gegründet. Die Robert Bosch AG und die Stuttgarter Straßenbahnen AG sagten ihre Hilfe zu. In den Jahren 1924/25 wurde die Rennstrecke ausgebaut: 22,3 Kilometer lang, mit einer maximalen Steigung von 15 % und 28 Kurven. Die ersten großen Rennen fanden am 16. und 17. Mai 1925 statt. An zwei Tagen gingen 180 Motorräder und 114 Wagen an den Start. Unterschieden wurde zwischen Touren-, Sport- und Rennwagen.
Mehr als 150.000 Besucher wurden gezählt. Bereits damals waren alle Zufahrtswege verstopft und überall ließen sich die Camper häuslich nieder. Dicht umlagert war auch die Kurve am "Waldhotel Schatten".
Mehrfach veränderte Streckenführung
Im Jahr 1931 wurde mit 19,9 km ein etwas kürzerer Rundkurs gefahren, der als neue Strecke den Abschnitt Schattengrund bis Glemseck durch das Mahdental beinhaltete. Ein drittes Mal wurde der Rennkurs dann 1935 mit neuer Streckenführung eingeweiht: Start am Glemseck, dann über Hederbachskurve, Frauenkreuz, Sternbachsee, Schatten- S, Schatten- Grund, Mahdental zum Ziel am Glemseck, Länge 11,7 km.
Das letzte Rennen vor Kriegsbeginn fand 1937 statt. Erst 1949 gab es dann wieder eine Renaissance.
In den 50er und 60er Jahren gehörte die Solitude, die in der rennfreien Zeit dem Straßenverkehr zur Verfügung stand, zu den modernsten und sichersten Rennstrecken Europas.
Auch die Besucherzahlen standen denen von Hockenheim, Le Mans oder Monte Carlo in nichts nach. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei ca. 220 km/h. Als absoluten Höhepunkt bezeichnen Brancheninsider den Großen Preis von Deutschland im Jahre 1956 mit einem Sensationssieg von Werner Haas auf NSU in der 125 Kubikzentimeterklasse. 400.000 Zuschauer feierten den Augsburger enthusiastisch.
Berühmte Namen, berühmte Autos
Die Großen des Rennsports- alle waren sie auf der Solitude. Beim "Großen Preis der Solitude" in der Formel 2 im Jahre 1960 gingen u.a. an den Start: Graham Hill (Vater von Damon Hill) auf Porsche, Jim Clark auf Lotus, Jack Brabham auf Cooper- Clim, John Surtess auf Porsche- Walker und der Lokalmatador Hans Herrmann auf Porsche.
Bis 1965 donnerten bei großen Rennen die Rennprofis über die Solitude. Als von 1961- 1965 die Formel 1 auf dem Solitudering zu Gast war, zog sie bis zu 300.000 Menschen in ihren Bann.
Das letzte Rennen fand am 18. Juli 1965 vor ca. 200.000 Zuschauern statt. Aus Sicherheitsgründen durften danach keine Rennen mehr stattfinden. Doch die Solitude- Rennstrecke hat unzählige Fans, die den "Mythos Solitude" zum Leben erwecken möchten. Ausgerichtet u.a. vom Sportfahrerclub Württemberg e.V. im ADAC gab es bereits 1999 ein riesiges Revival- Fest mit vielen Motorsportgrößen. Das war aber nur der Auftakt. Die Solitude lebt.
Wie es zum Namen kam
Solitude (Einsamkeit) ist eigentlich der Name des berühmten Lustschlosses, erbaut von Herzog Carl Eugen von Württemberg zwischen 1764 und 1769. Es liegt auf den Höhen südwestlich von Stuttgart mit prachtvollem Blick ins Umland. Noch heute zählt es zu den herausragenden Architekturensembles des 18. Jahrhunderts im deutschen Südwesten.
© BILDNACHWEIS Historische Motorsport- Fotografien Werner Eisele
Vielen Dank für die Mitarbeit von Herrn Walter Mezger, Frau Hede Zeller sowie Frau Kukacka,Herrn Probst, Herrn Stähle und Frau Birgit Barth.